Kapitän Johann Springer und Familie
Grab Nr. 385a
Frieda, Anna Mathilde Springer, geb. Spille | *05.01.1886 +07.07.1912 |
Kapt. Johann Springer | *30.08.1858 +29.04.1939 |
Christine, Marie Springer, geb. Geerdes | *30.09.1857 +12.12.1939 |
Johannes, Hermann (Hans) Springer | *21.12.1883 +07.03.1955 |
Lucie, Margargarethe, Elisabeth Springer, geb. Seeger | *20.06.1892 +14.03.1976 |
Liselotte Springer (nicht auf dem Grabstein verzeichnet) | * 1911 +30.06.1987 |
Kapt. Johann Springer war der Sohn des Fährpächters Harm Springer, dessen Grabstein ebenfalls auf diesem Friedhof steht. Er ist zunächst als Kapitän zur See gefahren, zumeist auf so genannten „Downeastern“ also Segelschiffen, die auf nordamerikanischen Werften gebaut worden waren und dann secondhand von Bremer Reedereien erworben wurden und meistens in der Petroleumfahrt eingesetzt wurden. d.h. sie transportierten in Fässern das leicht entzündliche Rohöl von Nordamerika (meistens Philadelphia) nach Bremerhaven/Geestemünde. Dampfer konnten damals für diese gefährliche Fracht noch nicht eingesetzt werden.
Springer führte folgende Schiffe (nach: Wolfgang Walter: Downeasters und Nova-Scotians. Amerikanische und kanadische Segler von der Weser, Hamburg 2003) :
- um 1881: Vollschiff BREMERHAVEN ex James Montgomery, (Reederei Schilling & Meinke, Bremerhaven);
- 1888-1892: Vollschiff CUBA (Schilling & Meinke);
- 1893: Vollschiff ELVIRA es Sovereign of the Seas (J.D. Bischoff, Vegesack);
- 1894-1895: Vollschiff CAMELIA ex Genevieve Strickland (D. Schilling, Bremen);
- 1896-1898: Vollschiff ELSE ex Premier (Carl J. Klingenberg & Co, Bremen), gestrandet im Januar 1898 vor Hoek van Holland.
- 1898-1903: Bark ELSA ex Portland Lloyds (Carl J. Klingenberg & Co).
Nach dem Ersten Weltkrieg scheint er dann in Hamburg-Lokstedt seine Spedition gegründet zu haben, die sein Sohn Hans bis zum Zweiten Weltkrieg weiterführte. Im Briefkopf die schwarz-weiß-rote Reichsflagge mit dem Vegesacker Ortswappen (Bremer Schlüssel / Hanseatenkreuz).
Grabmal
2010 wurde im Gärtnerhaus eine Bronzeskulptur wieder aufgefunden, die zum Springergrab gehört. Sie wurde dort möglicherweise während des letztern Weltkrieges schützend versteckt.
Die “Trauernde” wurde aus ihrem Versteck geborgen und zur Inspektion in die Friedhofskapelle gebracht.
Im Oktober 2010 wurde die schöne Figur mit den Mohnkapseln in der Hand wieder an Ihrem ursprünglichen Platz am Springergrabmal aufgestellt.
Nachforschungen haben ergeben, dass das Grabmal Anfang 1913 errichtet wurde und dass die Nachfahren auf einen Erhalt der Grabstätte Wert legten. Die Skizze zeigt, dass der Steinhauer Martin Brünjes zunächst eine andere Figur (mit einem Kreuz) vorgesehen hatte. Woher die endgültige Bronzefigur stammt und wer sie entworfen hat konnte (noch) nicht ermittelt werden.
Mohnkapseln
Die Trauernde hält zwei Mohnkapseln in der Hand. Die Darstellung von Mohnkapseln auf Grabmalen geht auf die griechische Mythologie zurück. Sie ist vielfach auf christlichen und jüdischen Friedhöfen zu finden. Mohn steht sowohl als Zeichen des ewigen Schlafes und der Träume (aufgrund seiner narkotisierenden Wirkung) als auch der Auferstehung oder Wiederkehr (Mohnblüten). Belebt wird diese Symbolik durch ein Gedicht aus dem 1. Weltkrieg von John McCrae über die blutgetränkten Felder in Flandern auf denen nach den Schlachten der blutrote Mohn erblühte und durch einen Gedichtband von Paul Celan „Mohn und Gedächtnis“ in dem er den Holocaust als Überlebender der Shoa verarbeitet.
Roter Mohn
Leuchtender! Die wilden Winde
übersteht dein Leuchten nicht,
aber leih’ mir, dass ich’s binde
dein Erglühen zum Gedicht.
Nicht dass davon je geblieben
wär dein Bild, das Rot darin!
Immer, was wir herzlich lieben,
geht dahin, wie Rauch dahin.
Johannes Bobrowsk