Hier finden Sie eine noch zu vervollständigende Liste aller Vegesacker Pastoren.
Nicht alle Pastoren der Gemeinde sind auf dem Vegesacker Friedhof bestattet. Drei Pastorengräber finden sich auf dem so genannten Pastorenhügel, Pastor Baars Grab findet sich an anderer Stelle des Friedhofs und P. Hasenkamp und Iken an der Kirche. Die Pastorenbilder hängen in der Kirche.
(Texte z. T. nach Dietrich Steilen)
Hermann Hasenkamp
* 08.03.1774 in Duisburg
† 05.08.1834
Der erste Seelsorger der Gemeinde war Hermann Hasenkamp, ein Sohn des Rheinlandes. Er wurde am 8. März 1774 zu Duisburg geboren, wo sein Vater Rektor des Gymnasiums war. Im Alter von drei Jahren verlor er den Vater. Die Erziehung des kleinen Knaben lag nun in den Händen des Onkels. Hermann war überaus fleißig und strebsam, so dass er schon mit 21 Jahren sein akademisches Studium abgeschlossen hatte. 1798 wurde er Rektor in Lengerich, 1800 Pfarradjunkt in Lotte und 1809 daselbst Prediger. 1816 kam er als Pastor nach Lienen. Bei der Wahl des Geistlichen in Vegesack vereinigte Hasenkamp alle Stimmen auf sich, so dass der Senat in Bremen, die oberste Kirchenbehörde, ihn nach Vegesack berief. Nach dem Hasenkamp in Bremen eine Probepredigt abgehalten hatte, wurde er am 5. August 1821 feierlich in sein Amt eingeführt. Hasenkamp entfaltete eine umfassende, tief gehende Wirksamkeit. Das Wohl seiner Gemeindeglieder lag ihm sehr am Herzen. Eine innige Freundschaft verband ihn mit dem Arzt und Naturforscher Roth.
Er starb, eben 60 Jahre alt, am 5. August 1834. Sein Bild, gemalt von Addig Jaburg, hängt in der Kirche. In den älteren Häusern Vegesacks trifft man noch eine schöne Steinzeichnung von B. D. FUNK, Hasenkamp darstellend. Über seine schriftstellerische Tätigkeit schreibt Büttner ausführlich in der „Bremischen Biografie des 19. Jahrhunderts“. Außer Predigten, die er im Druck erscheinen ließ, schrieb er unter anderem einen Katechismus des Evangeliums, war Mitarbeiter in Ewalds „Christlicher Monatsschrift“ und gab von 1817 bis zu seinem Tode bei Heyse in Bremen die Zeitschrift „die Wahrheit zur Gottseligkeit“ heraus.
Sein gusseisernes Grabkreuz ist vom Sockel gebrochen und wartet auf seine Instandsetzung im Kirchturm.
Dr. Heinrich Friedrich Iken
* 04.02.1794 Neuenkirchen (Niederweser)
† 20.07.1853
Auf Hasenkamp folgte nach einjähriger Zwischenzeit Pastor Dr. Heinrich Friedrich Iken. Er war ein Kind unserer Gegend, am 4. Februar 1794 in Neuenkirchen (Niederweser) als Sohn eines Geistlichen geboren. Iken besuchte in Bremen, wohin sein Vater als Pastor an St. Stephanie übergesiedelt war das Lyzeum. Frühzeitig verlor er seine Eltern, doch war es ihm möglich, sein Vorhaben, Prediger zu werden, auszuführen. Auf den Universitäten Straßburg, Tübingen und Göttingen studierte er Theologie. Als es galt, das Fremdjoch abzuschütteln, griff er wie so viele deutsche Jünglinge zu den Waffen und machte dem Befreiungskrieg als Sergeant bei den Bremer Tropfen mit. Er kam früh ins geistliche Amt. Erst 23 Jahre alt, wurde er Prediger in Hochdingen und folgte nach drei Jahren einem Rufe nach Gröpelingen, wo er zwölf Jahre wirkte.
Nach einer weiteren dreijährigen Wirksamkeit in Oberneuland wurde er 1835 in Vegesack gewählt und am 16. August eingeführt. 18 Jahre war er seiner Vegesacker Gemeinde ein treuer Seelsorger und Diener, All zeit bereit Wunden zu heilen und Not zu lindern. „Solange er im Predigtamte gewesen ist – und das sind 36 Jahre – hat er sich selten einer vollkommenen Leibesgesundheit erfreut“ zuletzt steigerte sich sein Leiden dermaßen das zu Anfang des Jahres 1852 ein Hilfsprediger angestellt werden musste; es war der aus Vegesack stammende D. Koch.
Iken starb, noch nicht 60 Jahre alt, am 20. Juli 1853. Die Gedächtnisrede, die sein Gehilfe Koch ihm hielt, ist im Druck erschienen.
Dr. Heinrich Albrecht Zedler
* 27.01.1824 zu Neustadt am Rübenberge
† 04.03.1892
Dr. Heinrich Albrecht Zedler, Ikens Nachfolger, war am 27. Januar 1824 zu Neustadt am Rübenberge geboren. Er entstammte einer Hannoverschen Bauernfamilie. Den größten Teil seiner Jugend verlebte er in Wunstorf, wohin seine Eltern verzogen waren nach dem Besuch des Gymnasiums in Hannover widmete er sich in Göttingen und Berlin dem Studium der Theologie und der Philosophie und erwarb sich die philosophische Doktor Würde. Nachdem er die theologischen Prüfungen bestanden hatte, Noelleschen Handelsschule zu Osnabrück. Von dort kam er nach Bremen als Hilfsprediger am Dom, so genannter Domkandidat.
Am 12. April 1854 wurde er zum Prediger in Vegesack erwählt und am 18. Juli in sein neues Amt, das er 38 Jahre bekleidet hat, eingeführt in dieser langen Zeit hat er stets eine große Neigung und ein warmes Herz für seine Gemeindeglieder gehabt. Daneben vertiefte er sich in ernste theologische und geschichtliche Studien, denen er sein großes Wissen verdankte. Mit Eifer trieb er auch Musik, für die er eine ungewöhnliche Begabung besaß. 1867 feierte seine Gemeinde ihr 50 -jähriges Bestehen. Die von Zedler bei dieser Gelegenheit gehaltene Festpredigt ist in Verbindung mit den bei der Grundsteinlegung und Einweihung der Kirche gehaltenen Predigten in Heftform erschienen unter dem Titel „Denksteine für die evangelische Gemeinde zu Vegesack“.
Sein 25 -jähriges Ortsjubiläum gestaltete sich zu einer ehrenden Feier für ihn. Der kirchliche Ausschuss hatte es sich zur Aufgabe gemacht den Tag freudig zu gestalten am Vorabend wurde dem Jubilar ein Ständchen gebracht. Am Morgen des Festtages ließ die Kirchengemeinde durch den Vorsitzenden Bauherren ihre Glückwünsche aussprechen und zur Erinnerung an diesen Tag einen von Koch & Bergfeld in Bremen gefertigten prächtigen silbernen Tafelaufsatz überreichen. Vom Senat in Bremen lief ein herzliches Schreiben ein. Amtmann Dr. Droste, Abgeordnete des Gemeinderates, der Schulen der Schiffergesellschaft und zahlreiche Mitglieder der Kirchengemeinde sprachen ihre Glückwünsche aus. Von einem in London wohnenden Vegesacker wurde Zedler durch ein goldenes Schreibzeug in künstlerischer Ausführung erfreut.
Sein Lebensabend wurde durch eine hartnäckige Arterienverkalkung getrübt. Nach längerem Leiden starb er am 4. März 1892, betrauert von seiner Frau und sieben Kindern, beklagt von seiner Gemeinde. Zedlers Bild, ein Werk von Oldmann Jaburgs, hängt in der Kirche. Weit verbreitet war eine Lithographie des des beliebten Geistlichen von Dirks in Düsseldorf.
Gustav Ernst Peter Lorenz Hartje
* 10.01.1864 Bütlingen/St. Dionys bei Lüneburg
† 21.04.1895 Wiesbaden
Gustav Ernst Peter Lorenz Hartje (* Bütlingen/St. Dionys bei Lüneburg 10.1.1864, + Wiesbaden 21.4.1895) war der Sohn eines Steueraufsehers und ist in Buxtehude aufgewachsen. Nach der Reiseprüfung in Stade studierte er 1883 in Göttingen Theologie, war Hauslehrer in Hamburg und diente 1889 als einjährig Freiwilliger Unteroffizier in Kiel. Am 20. Juli 1890 wurde er in Lesum als zweiter Pastor eingeführt. Bereits zwei Jahre später wählte man ihn in Vegesack zum Nachfolger des beliebten und verehrten Pastor Zedler, wo er sein neues Amt am 24. Juli 1892 antrat. Es war ein schweres Erbe das der junge Pastor Hartje übernommen hatte, doch kaum drei Jahre später ist der 31-jährige nach einer schweren Erkrankung während eines Kuraufenthaltes verstorben. Er blieb unverheiratet und wurde die letzten Monate durch den Hilfsprediger Wilhelm Brüning (* Bremen 1862, + Berlin-Tempelhof 1921) vertreten. Hartjes Porträt, gemalt 1896 von Oltmann Jaburg, wurde 1982 aus der Kirche gestohlen und ist bis heute verschollen.
Literatur:
D. Steilen: Kirche zu Vegesack 1821-1921, S. 50; Staatsarchiv Bremen 2-P.13-182 (Predigerwahl Gustav Hartje); Kirchenarchiv.
Ernst Baars
* 1865 Bremerhaven
† 1949 Bremen
Pastor in Vegesack 1895-1928, davor in Weiler bei Baden-Baden. War als Seelsorger am längsten in Vegesack tätig. Sohn eines Schiffbaumeisters auf der Tecklenburg Werft in Bremerhaven. Enkel des Werftgründers Simon Abbeg.
Als Freidenker Anhänger des „Monistenbundes“, einer Religionrichtung ohne Dogma und Bekenntnis, war er Mitglied im „Bund für Mutterschutz“, der sich für ledige Mütter eingesetzt hat. Außerdem war er u. a. zeitweilig als Obmann des „Wissenschaftlich-humanitären Kommitees“ von Dr. Magnus Hirschfeld und damit Ansprechpartner für in Bedrängnis geratene Homosexuelle. Darüber hinaus war er schriftstellerisch tätig und hat sich auch als Prediger einen Namen gemacht.
Literatur:
Georg Huntemann, in: Bremische Biographie 1912-1962, Bremen 1969, S. 20 http://www.bbkl.de/b/baars_e_g.shtml
Heinrich Keller
* 05.03.1885 in Holzappeler Hütte/Dörnberg, Kreis Unterlahn
† 09.02.1958 in Vegesack
Sein Vater war Markscheider, also Vermessungsingenieur im Bergbau. Nach dem Abitur am Gymnasium Weilburg/Lahn besuchte er die Universitäten in Marburg, Berlin und Tübingen. Es folgten Militärdienst, seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg und 1915 seine Ordination sowie die Übernahme einer Pfarrstelle in Limburg/Lahn. Im selben Jahr schloss er mit Sophie Lappe (* 1.3.1887 in Kassel, + 30.1.1958 in Vegesack) einen Bund fürs Leben aus dem zwei Kinder hervorgingen. Die Tochter Käthe (1917-1982) lebte unverheiratet in Aumund und ruht im Grab neben ihren Eltern, Sohn Karl-Heinz arbeitete als Förster bei Kassel. Pastor Keller ging 1918 als Militärpfarrer nach Darmstadt und Bad Orb. Nach dem Krieg übernahm er das Pfarramt im vom Bergbau geprägten Ort Münster, Kreis Oberlahn im Taunus (Hessen), heute ein Ortsteil von Selters. Im Sommer 1928 wechselte er in die wesentlich größere Stadt Vegesack, wo er am 5. August 1928 in einem Festgottesdienst in sein Amt eingeführt wurde, das er über 27 Jahre behalten sollte.
Bereits 1922 war Keller in Wetzlar der Freimaurerloge ”Wilhelm zu den drei Helmen” beigetreten und wurde in Vegesack 1930 zum Meister vom Stuhl der Loge “Anker zur Eintracht” erhoben. 1935 wurden alle Logen durch die Nazis verboten. Die Vorgänger als Logenmeister waren nacheinander der Stadtdirektor Johann Friedrich Rohr und der Gaswerk-Direktor Wilhelm Wagner, die beide auch als Bauherren der Kirchengemeinde fungierten.
Keller folgte den “Deutschen Christen”, distanzierte sich später jedoch gemeinsam mit vielen anderen DC-Pastoren vom nationalsozialistischen Bremer Landesbischof Heinrich Weidemann. 1941 stellte sich der ehemalige Militärpfarrer des Ersten Weltkriegs in den Dienst des NS-Regimes, indem er neben seiner Gemeinde auch die Seelsorge für die 8. Flak-Division Bremen in der neuen Kaserne Grohn (heute Jacobs University) Übernahm.
Die Entnazifizierung durch die Amerikaner und den Püfungsausschuss der BEK überstand Keller ohne Probleme. Dabei ist ihm wohl zugute gekommen, dass er kein NSDAP-Mitglied war. So führte er sein Amt ungehindert weiter, gestützt durch einen seit 1937 tätigen Kirchenvorstand, der nach 1945 ebenfalls unbehelligt blieb. Umgehend machte man sich an den Wiederaufbau des Gemeindelebens und der beschädigten Gebäude. Am 30. September 1955 emeritierte man Pastor Keller schließlich, nachdem er aufgrund einer schweren Erkrankung bereits häufiger von Rudolf Collmar vertreten worden war.
Literatur:
- Hartwig Ammann (Bearb.): Bremer Pfarrerbuch, Band 2, Bremen 1996, Nr. 467.
- Thomas Begerow: Lasst euren Pastor nicht einsam. Pastor Heinrich Keller 1928 bis 1955, in: Thomas Begerow, Volker Keller, Ingbert Lindemann: 200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Vegesack 1817-2017, Bremen 2017, S. 75-80.
Rudolf Collmar
* 28.08.1895 in Herleshausen/Nordhessen
† 24.03.1975 in Bremen
Der Vater war Postsekretär. Sein Studium absolvierte er in Halle, Göttingen und Marburg. Kurz nach dem Theologischen Examen heiratete er 1923 Helene Rohr, mit der er zwei Söhne hatte, von denen der ältere während des Zweiten Weltkrieges fiel. Collmar war seit 1919 Mitglied eines Freikorps und sympathisierte mit der Deutschvölkischen Bewegung. Im Oktober 1927 wurde er in Kassel ordiniert und erhielt seine erste Pfarrstelle in Berge (Homberg/Efze). 1932 verlor er wegen Unterschlagung von Kirchengeldern jedoch die Rechte des geistlichen Standes. 1938 hat ihn der damalige Nazi-Landesbischof von Bremen, Heinrich Weidemann, seinen NSPAP-Parteigenossen reaktiviert und als Pastor in Grambke eingesetzt. 1946 versetzte der Prüfungsausschuss der BEK Collmar in den Wartestand. Ab 1952 erhielt er wieder Beschäftigungsaufträge im öffentlichkeitsdienst der BEK sowie in der Polizeiseelsorge. Nachdem er bereits häufiger Pastor Keller vertreten hatte, wählte ihn die Kirchengemeinde Vegesack 1955 zum Pastor, wo er am 1. Oktober eingeührt wurde und bis zu seiner Emeritierung am 20.9.1960 tätig blieb. Damit war er rehabilitiert und erhielt seine Altersbezüge. Sein Grab befindet sich auf dem Grambker Friedhof.
Literatur:
- Hartwig Ammann (Bearb.): Bremer Pfarrerbuch, Band 2, Bremen 1996, Nr. 155
- Ingbert Lindemann: Schokolade im Kindergottesdienst. Pastor Rudolf Collmar 1955-1960, in: Thomas Begerow, Volker Keller, Ingbert Lindemann: 200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Vegesack 1817-2017, Bremen 2017, S. 93 f.
Hermann Nelle
* 14.12.1922 in Oldenburg
† 23.08.2013 in Bremen
Er war der Sohn des Arztes Dr. med. Johannes Nelle und dessen Frau Marie, geb. Smend. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und englischer Kriegsgefangenschaft studierte er zunächst Musik. Er legte eine Organistenprüfung ab und studierte anschließend weiter in Göttingen und Heidelberg Theologie. Seine erste Pfarrstelle übernahm er 1955 in Nordenham. Im gleichen Jahr heiratete er Ruth Todtenhöfer, mit der er zwei Söhne bekam. 1960 wählten ihn die Vegesacker zu ihrem Pastor, wo er am 1. Oktober eingeführt wurde. 1972 wechselte er zum 1. Dezember zur Martin-Luther-Gemeinde nach Bremen-Blumenthal und wurde dort am 30.11.1986 emeritiert. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Vegesacker Friedhof, in Sichtweite des sogenannten Pastorenhügels.
Literatur:
- Hartwig Ammann (Bearb.): Bremer Pfarrerbuch, Band 2, Bremen 1996, Nr. 675
- Ingbert Lindemann: Herzenswärme und lebendige Verkündigung. Pastor Hermann Nelle 1960 bis 1972, in: Thomas Begerow, Volker Keller, Ingbert Lindemann (Hrsg.): 200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Vegesack 1817-2017, Bremen 2017, S. 111-114.
Volker Keller
Pastor seit 1996